Portraits

von unseren Fachhändlerinnen und Fachhändlern Interview mit Susanne Giger, Buchhandlung Susanne Giger St.-Oswalds-Gasse 14, 6300 Zug www.oswaldsgasse.ch Was bieten Sie Ihren Kunden? Ich biete meinen Kunden meine persönliche Beratung, meine Buchauswahl und den Service. Mein Schwerpunkt liegt nach wie vor auf Belletristik. Da habe ich auch die meisten Bücher selbst gelesen. Diesen Anspruch stelle ich an mich, weil ich denke, wenn ich die Bücher gelesen habe, lassen sich Inhalte besser vermitteln, ich kann gezielter auf die Wünsche meiner Kunden eingehen. Nicht zuletzt bereitet mir Lesen nach wie vor grosse Freude. Daneben findet sich in meinem Laden noch eine Auswahl an Sachbüchern in Zeitgeschichte und Philosophie, die ich vom Inhalt und der Gestal-tung her für gute Sachbücher halte und die auch im Gespräch sind. Da versuche ich mein Angebot abzustimmen. Literatur und Kunst waren früher meine Stärke, das hat sich aus Kapazitätsgründen ein wenig reduziert. Ansonsten führe ich noch als weiteren wichtigen Teil Bücher, die mit der Schweiz zu tun haben. Woran unterscheidet sich dieser Laden von anderen Buchläden? Erst einmal durch die Ladengrösse - mit meinen 20 Quadratmetern bin ich zwar nicht der kleinste Buchladen der Schweiz, aber schon einer der Kleineren - führe ich eine überschaubare Auswahl an Büchern. Daneben ist für mich der persönliche Kontakt von grosser Bedeutung. Ich finde es schön, dass man sich kennt und auch in Bezug auf den literarischen Geschmack austauschen kann. In meinem Buchladen findet man Orientierung, die bei der riesigen Auswahl in den Warenbuchhaushand-lungen schon ein wenig verloren gehen kann. Bei der halbjährigen Bücherflut, die über die Läden hereinbricht, sieht man teilweise den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Bei mir finden die Leute auch Werke, die man sonst nicht so sieht. Ich denke das Bedürfnis wächst, in solch kleinen Buchläden einzukaufen und zu stöbern. Dies ist wohl eine Art Gegentrend zu den grossen Buchläden, aber auch zum anonymen Einkaufen im Internet. Warum dieser Beruf? Diese Entscheidung fiel vor langer Zeit, das war 1982. Ich wuchs in Zug neben dem Buchladen Balmer auf. Meine Eltern führten die Konditorei Giger auf dem Landsgemeindeplatz und ich verbrachte sehr viel Zeit meiner Kindheit in der dortigen Kinderbuchabteilung. Schon damals wusste ich, dass ich etwas mit Büchern machen wollte. Ich entschied mich dann für eine Lehre in einer Buchhandlung. Eigentlich ist es ja ein kultureller Beruf, aber der Lohn entspricht, wie bei vielen kulturellen Berufen, nicht unbedingt dem Aufwand. Wie schwierig es nach dem Fall der Buchpreisbindung und dem verstärkten Einkauf im Internet werden würde, hätte ich mir zur damaligen Zeit aber nicht vorstellen können. Heute wandelt sich dies ja zum Glück wieder ein wenig. Was ist ihre Buchempfehlung für diesen Sommer? Meine Buchempfehlungen befinden sich auch auf meiner Website oswaldsgasse.ch. Mit grosser Begeisterung habe ich Herz auf Eis von Isabelle Autissier gelesen. Einer meiner Lieblinge dieser Saison ist: Telex aus Kuba von Rachel Kushner und die Geschichte der Bienen von Maja Lunde ist auch ganz grossartig. Im Moment lese ich mit grossem Interesse ein Buch der albanischen Autorin Elvira Dones, dass im kleinen Zürcher Verlag Ink- Press erschienen ist. Kommen denn jedes halbe Jahr auch grossartige Bücher heraus? Ja das würde ich schon sagen. Die neuen Werke zu lesen, darauf freue ich mich auch immer sehr. Die Auswahl zu treffen, die ich für meinen Laden bestelle, das ist eigentlich auch etwas vom Schönsten an meinem Beruf. Besonders auch, wenn sich diese dann in den Feuilletons wiederspiegelt. Was sind für Sie die wichtigsten Werke? Oh das finde ich immer eine schwierige Frage. Ein sehr wichtiger Schriftsteller, auch schon früher für mich gewesen, ist John Berger. In seinen Werken geht es um das ländliche untergehende Europa. Das sind tolle Geschichten, sowohl vom literarischen Anspruch, als auch von der Erzählweise her. Der zweite für mich sehr bedeutende Schriftsteller ist W.G. Sebald, der leider viel zu früh verstorben ist. Ein ganz wunderbares Werk von ihm ist zum Beispiel Die Ausgewanderten . Für eine Lesung war er auch schon einmal persönlich in Zug. Aktuell warte ich extrem gespannt auf das neue Werk von Ayelet Gundar Goshen, einer israelischen Schriftstellerin. Eine wichtige Entdeckung für mich sind die englische Schriftstellerin Jane Gardam und der Ire Sebastian Barry. Aber Berger und Sebald, das sind schon die beiden Autoren, die mir sehr viel bedeuten. Was zeichnet Ihre Kundschaft aus? Ich würde sagen, meine Kunden sind sehr bewusste Leute, natürlich Buchlieber aber sie gebrauchen ihre Bücher auch. Der gegenseitige Austausch über Literatur und auch mal das Wetter ist ihnen sehr wichtig. Sie schätzen den Kontakt. Seit wann gibt es diesen Laden in der Altstadt? Das hatte sich ergeben nachdem ich die Buchhandlung Schmidgasse aufgab. Diese Entscheidung machte ich mir wirklich nicht einfach. Aber zwei Stockwerke konnte ich alleine einfach nicht mehr bewältigen und so begab ich mich auf Arbeitssuche. Als Angestellte zu arbeiten wäre auch einmal eine gute Abwechslung und Erfahrung gewesen, die mit weniger Verantwortung einhergegangen wäre. Doch während der Suche, wurde dieses Lokal frei und es ergab sich die Möglichkeit, hier einen wesentlich kleineren Buchladen zu führen, zu bewältigen von einer Person. Meine Leidenschaft hat mich also schneller eingeholt als gedacht und ich bin sehr glücklich über die Entscheidung, die Gelegenheit genutzt zu haben. Ich denke auch, dass sich ein Buchladen hier, mit der Bibliothek, der Schule und dem Dokumentationszentrum sehr gut in die Nachbarschaft eingliedert. Was wünschen Sie der Zuger Altstadt in Zukunft? Ich würde mir wünschen, dass sie, obwohl die Stadtverwaltung auszieht, noch einmal richtig zum Blühen kommt.
© Freunde der Zuger-Altstadt alle Rechte Vorbehalten

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von unseren Fachhändlerinnen und Fachhändlern Interview mit Susanne Giger, Buchhandlung Susanne Giger St.-Oswalds-Gasse 14, 6300 Zug www.oswaldsgasse.ch Was bieten Sie Ihren Kunden? Ich biete meinen Kunden meine persönliche Beratung, meine Buchauswahl und den Service. Mein Schwerpunkt liegt nach wie vor auf Belletristik. Da habe ich auch die meisten Bücher selbst gelesen. Diesen Anspruch stelle ich an mich, weil ich denke, wenn ich die Bücher gelesen habe, lassen sich Inhalte besser vermitteln, ich kann gezielter auf die Wünsche meiner Kunden eingehen. Nicht zuletzt bereitet mir Lesen nach wie vor grosse Freude. Daneben findet sich in meinem Laden noch eine Auswahl an Sachbüchern in Zeitgeschichte und Philosophie, die ich vom Inhalt und der Gestal- tung her für gute Sachbücher halte und die auch im Gespräch sind. Da versuche ich mein Angebot abzustimmen. Literatur und Kunst waren früher meine Stärke, das hat sich aus Kapazitätsgründen ein wenig reduziert. Ansonsten führe ich noch als weiteren wichtigen Teil Bücher, die mit der Schweiz zu tun haben. Woran unterscheidet sich dieser Laden von anderen Buchläden? Erst einmal durch die Ladengrösse - mit meinen 20 Quadratmetern bin ich zwar nicht der kleinste Buchladen der Schweiz, aber schon einer der Kleineren - führe ich eine überschaubare Auswahl an Büchern. Daneben ist für mich der persönliche Kontakt von grosser Bedeutung. Ich finde es schön, dass man sich kennt und auch in Bezug auf den literarischen Geschmack austauschen kann. In meinem Buchladen findet man Orientierung, die bei der riesigen Auswahl in den Warenbuchhaushand-lungen schon ein wenig verloren gehen kann. Bei der halbjährigen Bücherflut, die über die Läden hereinbricht, sieht man teilweise den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Bei mir finden die Leute auch Werke, die man sonst nicht so sieht. Ich denke das Bedürfnis wächst, in solch kleinen Buchläden einzukaufen und zu stöbern. Dies ist wohl eine Art Gegentrend zu den grossen Buchläden, aber auch zum anonymen Einkaufen im Internet. Warum dieser Beruf? Diese Entscheidung fiel vor langer Zeit, das war 1982. Ich wuchs in Zug neben dem Buchladen Balmer auf. Meine Eltern führten die Konditorei Giger auf dem Landsgemeindeplatz und ich verbrachte sehr viel Zeit meiner Kindheit in der dortigen Kinderbuchabteilung. Schon damals wusste ich, dass ich etwas mit Büchern machen wollte. Ich entschied mich dann für eine Lehre in einer Buchhandlung. Eigentlich ist es ja ein kultureller Beruf, aber der Lohn entspricht, wie bei vielen kulturellen Berufen, nicht unbedingt dem Aufwand. Wie schwierig es nach dem Fall der Buchpreisbindung und dem verstärkten Einkauf im Internet werden würde, hätte ich mir zur damaligen Zeit aber nicht vorstellen können. Heute wandelt sich dies ja zum Glück wieder ein wenig. Was ist ihre Buchempfehlung für diesen Sommer? Meine Buchempfehlungen befinden sich auch auf meiner Website oswaldsgasse.ch. Mit grosser Begeisterung habe ich Herz auf Eis von Isabelle Autissier gelesen. Einer meiner Lieblinge dieser Saison ist: Telex aus Kuba von Rachel Kushner und die Geschichte der Bienen von Maja Lunde ist auch ganz grossartig. Im Moment lese ich mit grossem Interesse ein Buch der albanischen Autorin Elvira Dones, dass im kleinen Zürcher Verlag Ink- Press erschienen ist. Kommen denn jedes halbe Jahr auch grossartige Bücher heraus? Ja das würde ich schon sagen. Die neuen Werke zu lesen, darauf freue ich mich auch immer sehr. Die Auswahl zu treffen, die ich für meinen Laden bestelle, das ist eigentlich auch etwas vom Schönsten an meinem Beruf. Besonders auch, wenn sich diese dann in den Feuilletons wiederspiegelt. Was sind für Sie die wichtigsten Werke? Oh das finde ich immer eine schwierige Frage. Ein sehr wichtiger Schriftsteller, auch schon früher für mich gewesen, ist John Berger. In seinen Werken geht es um das ländliche untergehende Europa. Das sind tolle Geschichten, sowohl vom literarischen Anspruch, als auch von der Erzählweise her. Der zweite für mich sehr bedeutende Schriftsteller ist W.G. Sebald, der leider viel zu früh verstorben ist. Ein ganz wunderbares Werk von ihm ist zum Beispiel Die Ausgewanderten . Für eine Lesung war er auch schon einmal persönlich in Zug. Aktuell warte ich extrem gespannt auf das neue Werk von Ayelet Gundar Goshen, einer israelischen Schriftstellerin. Eine wichtige Entdeckung für mich sind die englische Schriftstellerin Jane Gardam und der Ire Sebastian Barry. Aber Berger und Sebald, das sind schon die beiden Autoren, die mir sehr viel bedeuten. Was zeichnet Ihre Kundschaft aus? Ich würde sagen, meine Kunden sind sehr bewusste Leute, natürlich Buchlieber aber sie gebrauchen ihre Bücher auch. Der gegenseitige Austausch über Literatur und auch mal das Wetter ist ihnen sehr wichtig. Sie schätzen den Kontakt. Seit wann gibt es diesen Laden in der Altstadt? Das hatte sich ergeben nachdem ich die Buchhandlung Schmidgasse aufgab. Diese Entscheidung machte ich mir wirklich nicht einfach. Aber zwei Stockwerke konnte ich alleine einfach nicht mehr bewältigen und so begab ich mich auf Arbeitssuche. Als Angestellte zu arbeiten wäre auch einmal eine gute Abwechslung und Erfahrung gewesen, die mit weniger Verantwortung einhergegangen wäre. Doch während der Suche, wurde dieses Lokal frei und es ergab sich die Möglichkeit, hier einen wesentlich kleineren Buchladen zu führen, zu bewältigen von einer Person. Meine Leidenschaft hat mich also schneller eingeholt als gedacht und ich bin sehr glücklich über die Entscheidung, die Gelegenheit genutzt zu haben. Ich denke auch, dass sich ein Buchladen hier, mit der Bibliothek, der Schule und dem Dokumentationszentrum sehr gut in die Nachbarschaft eingliedert. Was wünschen Sie der Zuger Altstadt in Zukunft? Ich würde mir wünschen, dass sie, obwohl die Stadtverwaltung auszieht, noch einmal richtig zum Blühen kommt.
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